Chronik

Chronik der St. Antoni – Bruderschaft zu Nottuln
von Hans-Peter Boer (C)

  • 1513
    Am 29. Mai wird die Antonius – Vikarie gestiftet. Der erste Altar ist ein Geschenk der Familie Stevermann (heute Schulze Westerath), die auch die ersten vier Vikare stellt. Aus dieser Zeit stammt auch wohl die in Nottuln verwahrte Antonius – Statute. 

  • 1609
    Auch in Nottuln bricht die Pest aus und fordert unter der Bevölkerung von Dorf und Kirchspiel viele Opfer. Die Quellen berichten von der „unerhört grassierenden“ Krankheit. In ihrer Not wenden sich die Menschen sowohl in Nottuln als auch in den benachbarten Kirchspielen verstärkt der Antoniusverehrung zu. Dieser Kult löst mehr und mehr den der Mutter Anna ab. Die Bruderschaftstradition bezieht sich immer auf das Jahr 1609, obwohl mit dem Beginn verstärkter Antoniusverehrung nicht die offizielle Gründung einer Bruderschaft verbunden war.

  • 1615
    Man beschließt in Nottuln, „zuehren der seligsten Jungfrau und des großen und h. Antonii Abbatis, als eines sonderbaren Patrons und Fürbitters bei Gott dem Allmächtigen zur Zeit der ansteckenden Krankheiten“ Andachten, Prozessionen und einen Festtag zu halten. 

  • 1623
    Die Pest bricht – vielleicht im Gefolge der Heereszüge des beginnenden 30jährigen Krieges – erneut aus und fordert in Nottuln 1.100 Opfer „dass die Leichname nicht mehr zu Grabe gebracht werden könnten“.

  • 1626
    „Die noch lebenden Menschen“ in Nottuln gründen mit der Zustimmung des Bischofs von Münster „eine Confraternitas oder Gilde unter dem Schutze und Namen des großen heil. Abts Anton“.

  • 1635
    Die Hessen besetzen die Nachbarstadt Coesfeld und beginnen, das umliegende Land auszuplündern und zu bedrängen. Zahlreiche Höfe verfallen oder verbrennen, die Bevölkerungszahl nimmt stark ab.

  • 1636
    900 Menschen werden durch den Pestausbruch dieses Jahres dahingerafft, verstärkt wendet sich die bedrängte Bevölkerung wieder der Antoniusverehrung zu. Im gleichen Jahr schenkte Evert Thor Helle der Bruderschaft eine Summe von elf Reichsthalern, die am Erbe Boer zu Buxtrup angelegt wurden. 

  • 1652
    Der abteiliche Vogt Joan Beermann verehrt der Bruderschaft 22 Rth, die an die Bauernschaft Stevern ausgeliehen werden. Die Zinsen kommen der Bruderschaftskasse zugute. 

  • 1664
    „Die hochwerdige und hochedelgeporene Jungfer Margrete Droste, Canonissa des hochadelichen Stifts Nottulen hochseligen Andenckens dero Bruderschaft legiert 20 Rth. Anno 1664 den 4. Julius Johan Stockum dero Bruderschaft geschoncken zehn Rth (…)und selbigen Thages sich einschreiben lassen. 

  • 1666
    Vermächtnis Joannes Meyer zugunsten der Bruderschaft. Im gleichen Jahr gab es wieder 15 Pesttote, die Bruderschaft erneuerte ihr Gelöbnis und bestätigte ihre Prinzipien. 

  • 1687
    H. Schulte Stevermann wird König der Bruderschaft. Auch in den beiden folgenden Jahren 1688 und 1689 erring er diese Würde. Er ist der älteste namentlich bekannte Schützenkönig in Nottuln. Sein Schildchen war 1847 noch vorhanden, ist heute aber leider vermisst. 

  • 1697
    Franz Bernd von Kolff, ein Adeliger also, beteiligt sich am Königsschießen in Nottuln und erringt die Würde dieses Jahres. Sein Schildchen ist das älteste erhaltene im Silberschatz der St. Antoni – Bruderschaft. Es zeigt auf der einen Seite das Wappen des Königs, auf der anderen eine hübsche Zeichnung des Vogelschießens mit einem Mann, der gerade seine Muskete angelegt hat. 

  • 1701
    Der Zimmermann Lambert Fridthof wird König der Bruderschaft. Sein Schildchen zeigt seine Hausmarke mit Hammer und Zirkel.

  • 1733
    Die Bruderschaft fasst am 25. Juni 1733 einen wichtigen Beschluss. In den Vorjahren 1730, 1731 und 1732 hatte der Kaufmann Johann Hermann Wagener hintereinander den Vogel abgeschossen und nun den Anspruch angemeldet, Kette und Silbervogel müssten ihm von der Bruderschaft wieder zurückgekauft werden. Hiergegen protestierte man, da eine solche Bestimmung „in unsern Regeln nicht gefunden“. Dennoch erfolgte eine Sammlung, bei der jeder Sch. 4 Deut abgab, wobei aber zahlreiche Antoni – Brüder nicht an den König bezahlten, sondern an den Gildemeister zur „Verbesserung des zerbrochenen silbernen Vogels und der Gilde zum Nutzen“. Über den Ausgang des Streits ist nichts bekannt, jedoch erneuerte Wagner auch das alte Vorsteherbild, das sich bis heute erhalten hat. 

  • 1743
    „Herr August Ferdinand Rübendahl aus Münster verehrt der Bruderschaft eine neue Trommel mit Anthonii Bildniß bemahlet, dabei auch die Rimen und Stöcke.“

  • 1746
    „Anno 1746 den 24 Junius hat sich unvermuthet zugetragen, welcher Gestalt ein Jüngling, Franz Wagener, Daniels Sohn genannt, sich strafbar erkühnet gegen unserer Bruderschaft Verordnungen, mit einem unserer Mitbrüder Gewähr, so er frech weggenommen, den Vogel abzuschießen, ob er zwahr nicht inscribirt und zum Mitglied angenommen gewesen. Worauf (…) sogleich beschlossen: diesen in die Bruderschaft so wenig als für einen König anzunehmen; und so dann von uns Brüdern nach einem gestellten Ziehle zu schießen und der Nächste als könig respectirt und von allen angenommen werden sollte. Ist darauf das Glück gefallen auf Albert Zumbülte; derselbe ist dazu angenommen worden. Diesem zufolge ist den 25. Junium vermög unserer löblichen Bruderschaft heilsamen Verordnungen No 16 von neun unserer ältesten Mitbrüder statuirt und beschlossen, dass der gemelte Jünglich zwar in 2 Rhlr Straf verfallen und der Flinte verlustig wäre; da nun aber die Flinte einem unserer Mitbrüder zugehörig, und demselben ohne Wissen weggenommen wäre, als ist demselben für diesmal die Flinte wieder zuerkannt, und ist der vorgemelte Wegener aus solcher bewegender Ursachen für diesmal und ohne Consequenz in 1 Rhlr Strafe deklariert, welche Strafe er auch angenommen und so gleich bezahlet hat, und welche zur Verbesserung der Gilde vermöge der Verordnung no 10 verwendet und in der Rechnung pagina 13 berechnet ist.“

  • 1748
    Ein Großbrand zerstört am 3. Mai fast das ganze Dorf und die noch stehende mittelalterliche Klosteranlage. Der Wiederaufbau gibt unserem Dorf sein bis heute gültiges Gepräge.

  • 1753
    Am 25. Juni, dem zweiten Tag des Jahresfestes, beschließt die Versammlung der St. Antoni – Bruderschaft ihre neuen Statuten. Einleitung und historischer Vorspann gehen 24 Punkten voraus, in denen alle Details des Bruderschaftslebens geregelt werden. Dabei stützen sich die Verfasser auf das alte Herkommen der Bruderschaft und schaffen kein wesentlich neues Recht. Von einigen Modifikationen abegesehen sind die Statuten von 1753 im Prinzip bis heute gültig:
    „Wie nun alles Obenstehende vom Anfange her bis hierhin, als bis zum Jahre 1753 den 25ten Junius eingefolgt und wir jetzigen Gildemeister und Brüder auch solchen nachgekommen sind, und der Wahrheit gemäß zu seyn bezeugen; so haben wir zur Bekräftigung eingehändigt unterschrieben. Nottulen in des Wirths Tombrock Behausung den 25ten Junius des Jahres 1753. Otto Hynricy, Gildemeisgter. Johann Jürgen Almer, Gildemeister. Anton Vagedes, König.“

  • 1770
    Die Reform des Festkalenders im Hochstift Münster verordnet, dass an Sonn- und Feiertagen keine Lustbarkeiten mehr gehalten werden dürfen und die Kirchenfeiern von den Werktage auf die folgenden Sonntage verlegt werden müssen. Der Bruderschaft gelingt dennoch eine andere Regelung. Man feiert am 25. Juni, dem Tage nach Johann, zwei Messen, denen sich das Schützenfest angeschlossen haben dürfte. Am 26. Juni dann die drei gewöhnlichen Bruderschaftsgottesdienste, wofür nunmehr die Bruderschaft auch eine Gebühr an den Zelebranten entrichtet. Nach den Messen „dann der Schulmeister mit den Kindern einen Rosenkranz und eine Litaney für die Abgestorbenen der Bruderschaft sowohl, als für die Lebenden, beten soll; damit uns Gott vor ansteckenden Krankheiten und Unglück bewahren wolle. Diese hat der Schulmeister angenommen gegen Zahl- und Erhaltung von 3 Schillinge 6 Pfennige“. Außerdem wurde noch ein Gebet für die Wohltäter der Bruderschaft und die im jeweils verwichenen Jahr verstorbenen Mitglieder gesprochen. Der Gildemeister hatte hierfür jährlich eine Liste aufzustellen und an den Priester weiterzuleiten.

  • 1771
    In Übereinstimmung mit dem Generalvikariat in Münster wurde die eigentlich bis heute geltende Form des Antoniusfestes festgelegt. Demnach findet die „äußere Feier“ auf dem Sonntag nach dem 17. Januar statt und wird mit Geläute, Prozession, Gottesdienst und Segen gehalten.

  • 1773
    In einer Verordnung der Bruderschaft wurden die Pflichten des Königs umrissen. Wichtig ist die Bemerkung, dass der König ein silbernes schild zu geben pflegt, „dieß ist aber keine Schuldigkeit“. Weiter legt die auf den 25. Juni datierte Verordnung die sogenannten „Königskösten“ fest, die von König an die verschiedenen Mitwirkenden zu zahlen waren: 
    „1. Den beiden Mägden der Gildemeister                  188
    2. Der Jungfer, welche dem König schenkt                 48
    3. an die Musikanten für die drei Tage                          13
    4. Dem Tambour jeden Abend                                     48
    5. Den beiden Schenkern                                               48
    6. Den Musikanten für die Begleitung des Abends  48
    Unklar bleibt, weshalb hier nun von einem dreitägigen Einsatz des Musikanten gesprochen wird.
    Im gleichen Jahr 1773 wird auch eine Regelung für das bis heute übliche „Wegbringen des König“ getroffen: „Der König soll auch nicht befugt seyn, wenn sie ihm nach Hause bringen, in seinem Hause etwas zu schenken oder zu geben, sondern sollen die Begleiter sich begnügen mit dem Bier, was sie mitnehmen. Wenn der König Obenstehendes nicht nachkommen will, so soll er mit 1 Rthlr bestraft werden zur Verbesserung der Gilde.“

  • 1789
    Ein volkskundlich außergewöhnlich interessanter Punkt wir in diesem Jahr neu geregelt:
    Ist für gut befunden und einhellig von uns beschlossen, dass die Brüder und Schwestern nach hergebrachtem Gebrauche nur Minuetten und Currenten oder lustige Tänze tanzen mögen, und sollen die Engelländischen Tänze hiermit ein für alle Mal in dieser Zusammenkunft auf des hei. Johannes des Täufers Tage verrufen und verboten seyn, bei willkührlicher Strafe und Geldbuße.“

    Es bleibt zu bemerkten, dass es sich das Offizierskorps der Bruderschaft noch bis in die Nachkriegszeit nicht nehmen ließ, mindestens ein Menuett zu tanzen.
    Die Versammlung vom Johannestag 1789 äußerte sich erstmals über das Roullieren unter den Wirten, das Umhergehen des Festes in den einzelnen Jahren. Tatsächlich werden die Schützenfeste seit mindestens 200 Jahren immer abwechselnd in den heutigen Häusern Tombrock und Denter gefeiert, die aber lange Zeit in der Hand einer Familie gewesen sind:„Da dass Roullieren unter die Wirthe nun einmal geschehen ist: so soll die Bruderschaft im künftigen Jahr aus der Ursache an des Schildwirthes Tombrocks hause wieder gehalten und gefeiert werden; weil er in diesem Jahr, da die Gärste ziemlich theuer war, ein sehr gutes Bier gebrauet hat; auf daß er dadurch in Etwas entschädigt werden möge.“

    Geregelt wurde auch die Leistung der Antoni – Brüder zum Feste. Im Grundsatz hatte neben den zechfreien Mitgliedern jeder 7 Schillinge zu entrichten, ob er nun am Reste teilnahm oder nicht. Wenn nun jemand – auch wenn er sich entschuldigt hatte, - nicht am Feste teilnahm, so hatte er doch binnen acht Tagen seinem Obolus zu entrichten. Widrigenfalls wurde er aus der Bruderschaft gestrichen.

    Zechfrei waren übrigens:
    1. Der Gildemeister
    2. Der König und seine zwei Gäste
    3. Der Kommendant
    4. Der Fähnrich
    5. Der Schäffer
    6. Die Musikanten
    7. Der Senior

    Aus dem Jahre 1789 kennen wir eine Liste der acht Korgenossen mit noch heute örtlich bekannten Namen:
    Johann Bernd Növer, König
    Johann Hermann Pilk
    Johann Melchior Pieper
    Melchior Pilk
    Anton wülkers, Gildemeister
    Henrich Anton Kramer, Gildemeister
    Caspar zum Bulte, Kommendant
    Bernhard Philipp Eilers, Fähnrich“

  • 1791
    Erste nachgewiesene Nennung des Gottesdienstes am Antoniusfest als „Pestmesse“, für die der Dechant 9 Schilling und 4 Pfg. erhält. Auch die Gangfolge der Prozession wird erstmals beschrieben: Dem Antoniusbild folgt die Geistlichkeit, dann kommen die Brüder „vier und vier in der Ordnung“.

  • 1794
    König der Bruderschaft wurde Franz Anton Verspohl aus der Familie der Posthalten von der Coesfelder Landstraße (ehem. Haus Kottenstedte). Nach 1840 Senior der Bruderschaft, starb Franz Anton Verspohl hochbetagt im Jahre 1864. er sit mehr als 70 Jahre Antoni – Bruder gewesen. Sein Seniorschild ist im Münsterschen Privatbesitz erhalten. 701

    Der Zimmermann Lambert Fridthof wird König der Bruderschaft. Sein Schildchen zeigt seine Hausmarke mit Hammer und Zirkel.

  • 1806
    In diesem Jahre wird Mauritz Holtermann aus der Mühlenstraße neuer König der Bruderschaft. Er wird im Laufe der folgenden 36 Jahre einen in der Bruderschafts-geschichte wohl einmaligen Rekord aufstellen, denn noch weitere sechsmal wird er den Vogel abschießen. Nach 1806 noch in den Jahren 1821, 1822, 1823, 1828 und 1835. Nach einer schriftlichen Nachricht soll er auch noch 1842 König gewesen sein. Dennoch blieb Mauritz Holtermann sparsam. Auf sein Königsschild von 1806 ließ er die jeweiligen weiteren Königsjahre hinzugravieren.

  • 1811
    Mit Dekret vom 14. November wurde das Hochadelige Freiweltliche Stift Nottuln aufgehoben, womit das jahrhundertealte System der Grundherrschaft zusammenbrach. Zahlreiche Bezugspunkte auch im Leben der Antoni – Bruderschaft verschwanden. Nottuln gehörte zu dieser Zeit nach Aufhebung des Hochstiftes Münster und einem preußischen Zwischenspiel (1802 – 1806) zum Kaiserreich Frankreich. Die Zeit war erfüllt von den Kriegszügen Napoleons, an denen auch junge Männer aus Nottuln teilnehmen mussten.

  • 1815
    „Gott geben Frieden und Einigkeit in der ganzen Menschheit“. Dieser Spruch ziert das Königsschild von Johann Henrich Ahlers und seiner Ehefrau Maria Anna Kerkhoff. Als dieses Schild gestiftet wurde, waren nach Jahrzehnten der Unruhe endlich wieder friedliche Zeiten eingekehrt. Bemerkenswert aber ist, dass trotz der kriegerischen Ereignisse zwischen 1811 und 1815 nachweislich in jedem Jahr Schützenfest gefeiert wurde.

  • 1823
    Im Juni dieses Jahres erschein in Coesfeld die Schrift von Kaplan Albert Wilkens über die Nottulner Bruderschaften. Das Vorwort des kleinen Büchleins verdient es durchaus, zitiert zu werden:

    „Liebe Brüder und Schwestern!
    Euch zu Liebe und auf Ersuch eurer Vorsteher übergeb’ ich als ein Angedenken euch nachstehende Blätter. Sie enthalten die herrlichen Denkmale eurer Voreltern, deren Staub schon Jahrhunderte in unserer Mitte ruht; deren Geist aber wie Gott unsterblich im bessern Lande schwebt. Ein lebendes Denkmal ihres Treibens und Thuns ließen sie uns in der Gemeinde zurück. Es zeugt von ihrer Weisheit, von ihrem gott- und menschenliebenden Sinn; ja beweist, dass sie nicht so ungebildet gewesen sind, wie manche ihrer späten Enkel geträumt haben. –
    Wir ehren das Edle, das Bewundrungswehrte an den lieben Vorvordern, und bewahren auch als Heiligthum, was sie uns als heiliges Vermächtniß hinterlassen haben. Sie waren einst, was wir jetzt sind, Pilger hinieden; sie sind hinübergewallt ins bessre Vaterland; wir folgen früh oder Spät! Wie wir uns einer dem andern die Beschwerden erleichertn sollen, lehren uns die Statuten der Gilden, reichtet Euch deßhalb hiernach in Eurem Wandel, bei Euerm Thun und Lassen, besonders an den gesetzichen Tagen der Freude. Denket an das Sprichwort: Lustig in Ehren, darf keiner uns wehren.“

    Daß die Zeit, so ich auf die Bearbeitung des Werkchens verwendet habe, nicht unnütz vorbeigegangen sei, hoff’ ich; und darum sei es Euch hiermit geweiht! Schließlich empfehl’ ich mich als Mitglied der Gewogenheit aller Einverleibten.“

    Wilkens Arbeit ist ein Schlüssel zur Nottulner Bruderschaftsgeschichte geworden, da zahlreiche ältere Quellen, die er noch kannte, inzwischen verloren sind.

  • 1828
    In diesem Jahr werden die ersten Vorschläge und Vermessungen für die Teilung der größten Nottulner Marktgenossenschaft, der Steverheide, erarbeitet. Im Rahmen der Aufteilung des Landes unter die Berechtigten bekommt die Antoni – Burderschaft einen Platz zum Vogelschießen am heutigen Straßenzug „Auf der Heide“ zugewiesen. Hier sollte sie etwas mehr als 100 Jahre schießen, bis die Stange auf das Geländes des Gastwirtes Rülling – Gehrmann (heutiges Feuerwehrhaus) verlegt wurde.

  • 1830
    Anläßlich einer Rundfrage der Regierung zum Schützenwesen erstattet der Nottulner Bürgermeister Müller Bericht nach Münster. Schützenfeste finden in Nottuln, Appelhülsen und Stevern je zweimal statt, in den Bauernschaften Stockum, Uphoven und Hortst/Buxtrup je einmal im Jahr. Bezüglich der St. Antoni – Bruderschaft weioß Müller zu berichten dass sie aus 180 Mitgliedern bestehe und ein Kapital von 150 Reichsthalern und drei Pfund Silberschilden besitze. Zudem besteht sie „größten tals aus Selbständigen und angesessenen Leuten“. Müller, der zu diesem Zeitpunkt

    Antoni – Bruder ist und später erster Bruderschaftsdirektor werden wird, entwickelt auch eine Reihe neuer Bestimmungen zum Schützenfest und seiner polizeilich überprüfbaren Ordnung. Insbesondere wegen der zahlreichen Unfälle beim Schießen werden neue Sicherheitsbestimmungen eingeführt. (Ausführlich behandelt ist der Vorgang in der Festzeitschrift „600 Jahre St. Martini – Bruderschaft Nottuln, Nottuln 1983“, S. 32-38)

  • 1832
    In einer Rundfrage erkundigt sich die Regierung im ganzen Lande, wie es sich auch im Blick auf die heranziehende Cholera mit den „nachbarschaftlichen Verbänden zu Freude und Leid“ verhalte. Bürgermeister Müller berichtet ausführlich über die Nottulner Verhältnisse und fährt dann fort:

    „Sodann besteht hier eine gewisse Antoni – Bruderschaft, welche 1609, wo hier die Pest allein 900 Menschen hinweggerafft hat, errichtet worden; also wird dieselbe sich höchstwahrscheinlich, wo die Verwirrung durch die Sterblichkeit sehr groß sein musste, zur Hilfe der Leidenden gebildet haben. Diese Bruderschaft besteht noch immer, bestattet die verstorbenen feierlich zur Erde und wird von derselben jährlich eine Kirchenfeier für die Abgestorbenen abgehalten. Ach findet um Johanni ein Fest, wo auf den Vogel geschossen wird, statt. Da nun, wie gesagt, das Entstehen dieser Brüderschaft einzig und allein den Zweck gehabt haben wird, den Nothleidenden während der Pest beizustehen, so wird dieselbe sich gewiß, wenn die Cholera wider Verhoffen erscheinen sollte, diesem schönen Brauche sich unterziehen. So war bereits der Vorstand derselben, zu Anfang des Ausbruchs der Cholera im hiesigen Staate, zusammengetreten und hatte eine kirchliche Feier zur Abwendung der so gefürchteten Krankheit veranstaltet.“

  • 1834
    Aus diesem Jahre datieren die frühesten im Original erhaltenen Protokolle der Antoni – Bruderschaft. Das 1662 angeschaffte Bruderschaftsbuch – genannt ’die Rolle’ - war noch 1830 nachweisbar erhalten, wird aber nie wieder erwähnt. Die Protokolle von 1834 bis 1847 sind zusammen geheftet und in das erst 1847 neu angeschaffte Protokollbuch eingelegt:

    „Beschlusssachen der Köhrgenossen der St. Antoni – Burderschaft zu Nottuln; hier fortlaufende und vom Jahre 1834 an aufgeführt.“

    In diesem Jahr wurde wie folgt beschlossen, „dass, falls von mehreren zur gleichen Zeit der Vogel heruntergeschossen werde, keiner König wird; vielmehr soll dann ein Stück von dem Vogel wieder aufgerichtet werden und demnach von den streitigen Theilen wieder geschossen werden, und zwar nach der Reihenfolge, welche durch das Loos zuvor bestimmt worden. Wie sich dann von selber versteht, ist derjenige, welcher dieses aufgerichtete Stück herunterschießt, König.“

  • 1835
    Kaufmann Havixbeck übernimmt die Verwahrung der kleinen Trommel. In Zukunft wird derjenige, der sein Gewehr beim Vogelschießen überladen hat, aus der Gesellschaft ausgeschlossen.

  • 1836
    Bis zu diesem Jahr erhielt der neue König jeweils einen mit buntem Kranz verzierten Hut überreicht, wie es lang nachweisbarer Land4esbrauch gewesen ist. Nunmehr wird in Nottuln beschlossen, „dass statt des Kranzes am Huthe dem Könige eine Medaille angeschafft werden soll, welche derselbe mittels eines Bandes um den Hals zu tragen. Diese Medaille bleibt zwar sein Eigenthum, darf jedoch, so lange er in der Gesellschaft ist, nicht veräußert werden. Vom alten König ist dieselbe ebenfalls um den Hals, später aber auf der Brust, im Knopfloch zu tragen. Einen Huth erhält der König vor wie nach.“

    Der erste König, der diese Medaille erhielt, war der Blaufärber Hermann Boer im folgenden Jahre 1838. Das Stück hat sich bis auf den heutigen Tag im Familienbesitz erhalten.

  • 1838
    Die Gildeversammlung beschloß eine umfangreiche Änderung der Satzungen, die insbesondere dem Vorstand eine völlig neue Struktur gab. Anstelle der schnell wechselnden Köhrgenossen wurde ein fester Vorstand eingerichtet, in den nur gewählt werden konnte, wer entweder schon König oder Vorsteher gewesen war. Dem Direktor unterstanden fortan die beiden Vorsteher, von denen noch jährlich einer ausschied, sodann sechs weitere Vorstandmitglieder (zwei Schäffer, Commendant, Fähnrich, Tambour, Jahreskönig). Erster Direktor wurde der Bürgermeister Müller.

    Diese Strukturänderung hatte einschneidende Folgen. Die jährliche Aufstellung der Köhrgenossen, die man bis dahin geübt hatte, brachte stets schnellen Wechsel mit sich, der von der ganzen Gilde beeinflusst werden konnte. Die Satzungsänderung von 1838 und eine spätere Bestimmung von 1855, nach der der Vorstand seine Mitglieder stets selbst hinzuwählen sollte, zerschlug eigentlich das jahrhundertealte genossenschaftliche – demokratische Prinzip der Bruderschaft. Die Konsequenz lag darin, dass nach der Mitte es 19. Jahrhunderts auch die St. Antoni – Bruderschaft in die Hände einzelner Freundeskreise geraten konnte und auch geriet. Die ganz breite Einbindung in die Bevölkerung von Dorf und Bauernschaften entfiel, was sich auch deutlich in der Teilnahme am Schützenfest zeigte. Die Satzungsänderungen des 19. Jahrhunderts zeigen aber durchaus den obrigkeitshörigen Sinn dieser Zeit, in der die Preußen z. B. das gesamte alte Genossenschaftswesen in Westfaeln ausschalteten. Jedenfalls hat nach 1838 die Versammlung der gesamten Gilde am zweiten Tag des Schützenfestes – Männer wie Frauen – im alten Sinne als Generalversammlung nie wieder stattgefunden. Sie wurde rein gesellschaftliche Unterhaltung.

  • 1843
    „Bemerkung: Da die Gemeinde im Jahre 1843 durch eine Epidemie – Nervenfieber – heimgesucht wurde, so ist weder nach dem Vogel geschossen noch eine Lustbarkeit gehalten worden. Nach dem Aufhören dieser Krankheit, welche viele Mitglieder hinweg gerafft hat, ist ein feierlicher Gottesdienst mit Dankgebet gehalten worden.“

  • 1847
    Es wird ein neues Bruderschaftsbuch angelegt, das von nun an alle Nachrichten aus der Bruderschaft zusammenfassen soll. Zu Beginn dieser Arbeit werden aber in verschiedenen titeln die einzelnen Besitztümer der Gilde zusammengestellt und aufgeschrieben.

    Die Bruderschaft verfügt über 375 Thaler Kapital, die aber in acht Partien auf Zinsen ausgeliehen sind. 22 Nummern umfasst das Inventar des Mobiliars zum „kirchlichen Zweck“, 30 das zum „schützenfestlichen Zweck“. Im Silberschatz konnten schon 66 Silberschildchen registriert werden, die bis auf zwei Ausnahmen auch heute noch vorhanden sind.

    Bei den Schützenfestutensilien werden erstmals die „Sapeurs“ nachweisbar, für die drei Bärenmützen, drei Bärte, drei blaue Kittel, drei weiß-lederne Schoßfelle und drei Beile registriert werden.

  • 1851
    Aus diesem Jahr ist ein besonders ausführlicher und schöner Bierverding erhalten, in den die einzelnen Bestimmungen mit dem Festwirt festgelegt wurden:

    „1. Die Kosten der Errichtung des Schützenzeltes oder Lokals muß Übernehmer aus eigenen Mitteln stellen, ohne dass die Antoni – Bruderschaft in irgendeiner Art in Anspruch genommen werden kann.

    2. Das Tanzlokal selbst muß einen Flächenraum von 50 Fuß (im Quadrat) haben, darf jedoch keine geringere Breite als 40 Fuß Rheinländisch haben. Das Dach muß mit Pfannen, jedenfalls aber Wasserdicht sein.

    3. Das zu liefernde Bier muß Altes sein, und darf keinen herben, sondern muß einen lieblichen Geschmack haben und klar sein, widrigenfalls solches um jeden Preis auf Kosten des Unternehmers angeschafft werden wird. Auf die Ausführung dieser Bedingung wird strenge gehalten werden. Eben dieses gilt auch vom Weine. Derselbe muß von angenehmem Geschmack und preisgünstig sein, weshalb 8 Tage vor der Schützenfeste von jeder Sorte unentgeltlich eine Probe einzuliefern ist.

    4. Die Quantität dies Bieres wird nicht angegeben, jedoch kann auf 15 – 20 Tonnen gerechnet werden.“

    Weiter Bestimmungen befassten sich mit dem evtl. Ausfall der Testes, Preissteigerungen bei der Gerste und der Beköstigung für die nunmehr erstmals erwähnte auswärtige Musik.

    Der Verding wurde am 26.12.1851 für das kommende Jahr 1852 versteigert, wobei die beiden Wirte den Tonnenpreis des Bieres jeweils zu senken hatten: „Es bot hierauf der Wirth Anton Tombrock R 4 10 Sgr, darauf der Schmied Anton Tombrock R 4, und darauf der Wirth Anton Tombrock R 325 Sgr., wofür derselbe salvo ratione den Zuschlag erhielt.“ 

  • 1852
    Am 30. Oktober 1852 schlägt der Nottulner Dechant Pollack vor, die Antoni – Bruderschaft durch den Bischof als kirchliche Bruderschaft wieder zu reorganisieren, „damit sie zu ihrem kirchlichen Ursprung zurückkehrte“. Dieses Ansinnen Dechant Pollacks war Teil seines pastoralen Wirkens, mit dem er die gesamt Pfarre umzugestalten gedachte. Die Gründung der Jungmännersodalität z. B. oder die Bekämpfung der Martini – Bruderschaft waren Teil dieses Programms.

    Im gleichen Jahr geht Bürgermeister Müller als Steuereinnehmer nach Münster, sein Nachfolger als Bürgermeister und Direktor der Bruderschaft wird Friedrich Wilhelm Koberg.
     
  • 1855
    Die Herforder Kapelle, die erstmals 60 Rth anstatt der bisher gezahlten 50 fordert, wird nicht mehr zum Schützenfest eingeladen. Man holte vielmehr die Kapelle des 15. Infanterie – Regimentes aus Münster, die für 70 Rth und Spesen zum Schützenfest aufspielt. Aus einer Versammlung am 9. Dezember dieses Jahres beschließt der Vorstand der Bruderschaft unabhängig der Gildeversammlung, die Anzahl der Vorstandsmitglieder auf 12 zu erhöhen. Der Vorstand seztzt sich nun zusammen aus:

    „a. dem jedesmaligen Könige
    b. dem Direktor der Bruderschaft
    c. den beiden Vorstehern
    d. dem Kommendanten
    e. aus sechs Mitgliedern, welche aus der Zahl der König, der gewesenen Vorsteher und Schäffer zu wählen sind.
    f. dem Obersten.“

    Nur noch die beiden Vorsteher wurden nach altem Gebrauch ausgewechselt, ansonsten rekrutierte sich der Vorstand neue Mitglieder selbst. Zudem wird beschlossen, eine Kollekte in der Bruderschaft zu veranstalten, mit dem Ziel, Geld für eine neue Antoniusstatue zu bekommen, die der jüngst errichteten Marienstatue und der Schönheit der gerade renovierten Kirche entsprechen soll. Die Ausführung dieses Planes sollte sich übrigens über 42 Jahre erstrecken, erst 1897 gelingt dieses Vorhaben. 

  • 1860
    Von diesem Jahr ab werden die Vorstandmitglieder der Bruderschaft mit einem Ordenssterngeschmückt, der die Inschrift trägt: „Comite der St. Antoni Brüderschaft“. Jedes Stück kostet 1 R 15 Sgr.

    Auf Anregung des Kaufmanns Hermann Müller bildete sich in Nottuln ein Männergesangverein, der einmal in der Woche unter der Stabführung des Organisten Kromphove probte. Im Jahre 1870 gingen dies junge Gründung und die Antoni – Bruderschaft eine bis heute lebendige Verbindung ein. Der Gesangverein übernahm es, an hohen Festtagen, bei Prozessionen und Beerdigungen aus der Bruderschaft zu singen. Der Dirigent erhielt hierfür einen kleinen finanziellen Ausgleich. Bis heute gestaltet der Männergesangverein noch in jedem Jahr die Pestmesse und zieht geschlossen mit zum Vogelschießen.

  • 1864
    Mit blick auf den Feldzug gegen Dänemark fällt das Schützenfest in diesem Jahre aus.

  • 1866
    Der Kirchenvorstand wird am 6. Mai vom Vorstand der Bruderschaft um die Erlaubnis gebeten, in der Sakristei der Kirche einen festen Schrank für die Aufbewahrung des Silbervogels und der Kette, der schriftlichen Unterlagen und der beim Leichebegräbnis nötigen Dinge aufstellen zu dürfen, Darunter befinden sich „sechs Schilder mit Gemälde, zwei Tauen und einige Torsten nebst Todtenfahne“.

  • 1871
    Wegen des Krieges mit Frankreich fällt das Schützenfest in diesem Jahre aus, allein der Kirchgang wird gehalten.

  • 1873
    auf der Versammlung am 2. Weihnachtstag 1873 berät der Bruderschaftsvorstand auch über die Lage der Krich im Kulturkampf: „In der heutigen Versammlung der Sancti Antonii Bruderschaft erklärte der Vorstand, dass die Bruderschaft durch die Bedrängniß der Kirche in Trauer versetzt wäre und in Folge dessen das diesjährige Schützenfest (für 1874) nicht stattfinden würde. Man hielt es für zeitgemäß, stattdessen während des Winters einige H. Messen lesen zu lassen, um die Fürbitte Mariens und des H. Antonius zu erflehen.“ Tatsächlich tritt in der Reihe des schützenfestes eine Lücke bis zum Jahre 1877 auf, nachdem der Kulturkampf sein Ende gefunden hatte.

  • 1885
    Ein schwerer Hagelschlag vernichtete am 29. Mai dieses Jahres den größten Teil der Ernte in Nottuln. Man verzichtete daher auf die Abhaltung des Schützenfestes und feiert gemeinsam Gottesdienst zum gewohnten Termin.

  • 1891
    die Ww. Senior Növer schenkt der Bruderschaft eine neue Fahne, welches lobend und dankend anerkannt wird.

  • 1893
    Erneut wird eine Kollekte zur Anschaffung einer Antoniusstatue auf dem Stiftsplatz beschlossen.

  • 1896
    Meister Dange aus dem Hagen baut eine neue Vogelstange auf dem Platz an der Stever – Heide „genau nach dem Maßstab der früheren alten Vogelstange“.

  • 1897
    Nach langjährigen Bemühungen wird die neue Antoniusstatue auf dem Stiftsplatz feierlich enthüllt. Sie zeigt auf hohem Sockel den Patron der Bruderschaft mit seinen Insignien. Bis zu Jahre 1959 blieb das Denkmal auf dem Stiftsplatz erhalten und wurde dann auf den nördlichen Kirchplatz versetzt, wo es heute noch steht.

    Im gleichen Jahre beschwerte sich Dechant Lieftüchter beim Generalvikar über das sehr verweltlichte Bruderschaftsleben in Nottuln, dem er neue Anstöße aus kirchlicher Sicht geben wollte. Relativ löblich äußerte er sich dabei über die Antoni – Bruderschaft, „weil an ihr die ehrenwertesten Familienväter teilnehmen, die auf strenge Ordnung bedacht sind“. Die Schützenfeste gehen am Sonntagnachmittag los und dauern den Montag und den Dienstag über, wobei an den beiden letzten Tagen jeweils abends Tanz ist. Der Generalvikar rät dem Nottulner Dechanten in einem Antwortschreiben, mit notwendiger „Pastoralklugheit“ die Stellung der Bruderschaften zur Kirche zu pflegen und weiter auszubauen, wozu jedoch einige Bedingungen festgesetzt wurden.

  • 1899
    Da in Nottuln eine Volksmission abgehalten wird, lässt man das Schützenfest dieses Jahr ausfallen, „da es nicht passend erschient, so kurze Zeit nachher Tanz – Lustbarkeiten zu veranstalten“. 

  • 1901
    Auf Anraten des Generalvikars wird von diesem Jahr an bei der Prozession am Antoniusfest nur noch die Statue des H. Antonius, nicht aber das allerheiligste im Umgang mitgeführt.

  • 1903
    In einem Beschluss des Vorstandes bittet die Bruderschaft die politische Gemeinde darum, die der Bruderschaft gehörende Leichtragbahre in einem Nebenhaus der Amtsverwaltung unterstellen zu dürfen.

  • 1909
    Die Bruderschaft bereitet sich auf das 300jährige Bestehen vor: „Das zu verschenkende Altbier muss einen guten, lieblichen Geschmack haben, und muss mit Kohlensäure verzapfet werden und zwar der Liter zu 16 Pfennige“. Im Juni des Jahres feierte man das große Jubelschützenfest:

    „Die Feier wurde verbunden mit dem Schützenfest und fand statt am 20., 21. und 22. Juni im neuen Saale des Wirtes Heinrich Denter. Auf Anregung des zeitigen Vorstandes der Bruderschaft hatte der Ehrenamtmann, Herr Darup Deiters, mit einem entsprechenden Bericht sich an den Kaiser gewandt, und eine kleine Anerkennung erbeten. Sr. Majestät, unser erhabener Kaiser und König Wilhelm II hatte denn auch der Bruderschaft einen schweren, silbern vergoldeten Schild zum bleibenden Andenken geschenkt, welcher am Sonntag bei Gelegenheit der Parade vor dem Amtshaus dem neuen Schützenkönig vom Ehrenamtmann Darup – Deiters mit einer passenden Ansprache in feierlicher Weise überreicht wurde. Schützenkönig und somit erster Träger des Kaiserlichen Geschenkes war der Kaufmann Josef Lammerding, dessen Familie sich um die St. Antoni – Bruderschaft seit langen Jahren sehr verdient gemacht hatte. Königin war dessen Frau Anna geb. Leising. Scheibenkönig wurde Dr. Anton Ahlers, der zur Königin seine Frau Franziska geb. Schleithoff erwählte. Bald nach dem Schützenfeste, im Juli dieses Jahres, starb der zeitige Direktor der Bruderschaft, Herr Gutsbesitzer Heinrich Leiermann, der sich um das Blühen und Gedeihen der St. Antoni – Bruderschaft viel bemüht hatte.“

  • 1912
    Dem Boten der Bruderschaft, Stadtmann, wurde sein Botenlohn von 60 auf 65 Mark erhöht.

  • 1914
    In der Weihnachtsversammlung beschließt der Vorstand, einen Beschluss über das Schützenfest 1915 zurückzustellen „wegen der schweren Lage des Krieges“. Letzter König in der Friedenszeit war Anton Sendes.

    In der gesamten Kriegszeit traf sich der Vorstand des Bruderschaft nur zu Weihnachten und zum Antoniusfest. Die kirchlichen Feiern wurden weiterhin abgehalten, es fanden jedoch keine Vorstandswahlen oder Versammlungen der gesamten Bruderschaft statt.

  • 1919
    Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches und den Wirren der Revolution beschließ der Vorstand am 26. Dezember 1919 wie folgt: „Wenn möglich soll im nächsten Jahr um Johanni wieder in gewohnter Weise das Schützenfest gefeiert werden und wurde der Schriftführer Boer beauftragt, wegen der Musik anzufragen“.

  • 1920
    Wegen des Kapp – Putsches verzichtet man auch 1920 auf die Feier des Schützenfestes. Es kündigt sich schon die Inflation an, der Bruderschaftsbote bekommt nun ein Honorar von 150 Mark.

  • 1921
    Das erste Schützenfest nach dem Weltkrief wird gefeiert. Königspaar wurden Rudolf und Gustel Rhode.

  • 1923
    Die Abrechnungsversammlung am 2. Weihnachtstag spiegelt die folgen der Inflation wieder. Die Rechnung der Bruderschaft betrug:
    an Einnahmen 10 036 969 110 Mark
    an Ausgaben 8 814 073 954 Mark
    Mithin 1 222 895 056 Mark Überschuss
    In Worten: eine Milliarde zweihundertzweiundzwanzig Millionen achthundertfünfundneunzig Tausend und sechsundfünfzig Mark.

  • 1926
    Es kommt zu Differenzen mit der Gemeinde wegen des Nutzungsrechtes an dem Platz der Vogelstange. Die Bruderschaft muss schließlich nach einigen Jahren den alten Platz räumen und schließt mit der Gemeinde einen Vertrag, der sie in ihren Rechten sicherstellt. Dies sollte sich noch 1976 als sehr sinnvoll erweisen, als die Gemeinde wegen des Neubaus des Feuerwehrhauses eine neue Stange zu stellen hatte, die jetzt am Bango steht.

  • 1932
    „…durch die furchtbaren Unwetter und Wasserflut verbunden mit Hagelschlag am Pfingstmontag, den 16 Mai 1932, welche über Dorf und Gemeinde viel Schaden gebracht hatte, wurde nach gegenseitiger Aussprache des Vorstandes der Beschluss gefasst: In diesem Jahr kein Schützenfest zu feiern, nur das Jahreshochamt (…) zu halten.“

  • 1933
    Gutsbesitzer Louis Hovestadt wird Vorsteher der Bruderschaft und tritt in den Vorstand ein, dem er zuletzt als Direktor und Ehrendirektor bis heute angehört.

  • 1936
    Man feiert das letzte Schützenfest vor dem 2. Weltkrieg. Da sich die Bruderschaft im Zuge der Gleichschaltung weigert, dem nationalsozialistischen Schützenbund beizutreten und die Hakenkreuzfahne anzuschaffen, erhält sie keine Erlaubnis mehr, ein Schützenfest zu feiern. 

  • 1939
    ein kurzfristig gegründeter Bürgerschützenverein feiert ein Schützenfest ganz im Stil der Antoni – Bruderschaft unter Mitführung der Hakenkreuzfahne. Der Krieg setzt jedoch auch diesen Bestrebungen ein Ende.

    In den Jahren bis 1945 trifft sich die Bruderschaft stets am Antoniusfest und zur Bruderschaftsmesse am Folgetag des sonstigen Schützenfestes. Diese Treffen werden offensichtlich gut organisiert und stark besucht. Vor wie nach werden auch die Protokolle weitergeführt, das Bruderschaftsleben ist ganz in den kirchlichen Raum zurückgedrängt. Noch während des Krieges legt man ein Verzeichnis der Silberschilder der Bruderschaft an, das Dr. Paul Lenfers zu Ostern 1944 fertiggestellt hat.

  • 1945
    Am 25. Juni 1945 findet die erste Vorstandssitzung der St. Antoni – Bruderschaft nach dem 2. Weltkrieg bei Kentrup – Bläu am Kirchplatz statt.

  • 1947
    Auf der Versammlung um Johanni gibt der Vorstand bekannt, dass man vielleicht wieder die Erlaubnis bekommen könne, in zeitgemäßer Form ein Schützenfest zu feiern. Die Martini – Bruderschaft hielt ihr Test erstmals wieder am 13. und 14. Juli dieses Jahres.

  • 1948
    Franz Stöveken wurde der erst König der Bruderschaft nach zwölf Jahren Unterbrechung durch NS – Zeit und Krieg. Wegen des Waffenverbotes der Militärregierung bediente man sich übrigens einer Armbrust.

    Im gleichen Jahr 1948 bildeten die Nottulner Bruderschaften eine Siedlungsgenossenschaft, die in der Wohnungsnot der Zeit Linderung verschaffen wollte. Anstöße hierzu kamen vor allem von dem damaligen Nottulner Amtsdirektor Franz Ballhorn, dem Kaplan Pricking und dem Fabrikanten Rhode. Tatsächlich gelang es, den Bewilligungsbescheid Nr. 1 für öffentliche Mittel im Regierungsbezirk Münster nach Nottuln zu holen. Im November 1949 waren 8 Häuser mit 16 Wohneinheiten erstellt und konnten eingeweiht werden. Später errichtete man die heute noch stehende Stelle mit dem Bild der Patrone Antonius und Martinus am Niederstockumer weg zur Erinnerung an diese Pioniertat der Bruderschaften. Die später zurückfließenden Restmittel aus dem Bauprogramm stiftete die Bruderschaft 1956 für den Ankauf einer Röntgenanlage im Gerburgis – Hospital Nottuln.

  • 1954
    In der Versamllung am Antoniustag bedauerte Vorstandmitglied Heinrich Rump, „dass die Beteiligung an der Pestmesse immer geringer werde. Weiter sollte man beim Herrn Dechanten vorsprechen, dass die Pestmesse wie von altersher wieder um ½ 12 Uhr sein möge. Außerdem möge der Herr Dechant an der alten Sitte festhalten und auch selbst mitgehen. Die Beteiligung von Personen auswärtiger Orte wie Billerbeck, Darup, Havixbeck und Appelhülsen, besonders der Wellstraße, hat fast völlig aufgehört. Auf Anregung des Herrn Mindrup sollen künftig obige Ortschaften eventuell durch das Kirchenblatt angeregt werden, wieder an der Pestmesse teilzunehmen“.

  • 1957
    Im Krankenhaus wird ei von der Bruderschaft gestiftete Röntgenanlage eingebaut. Nach Verhandlungen mit dem neuen Dechanten Anton Deitmer wird die Aufstellung der alten Torssenstöcke in der Kirche zwischen Fronleichnam und Hagelprozession wieder durchgeführt.

  • 1959
    Nach langer Vorbereitung feiert die St. Antoni – Bruderschaft vom 20 bis zum 22. Juni ihr 350. Jubelfest. Diesem Jubiläum gehen mehrere Veranstaltungen voraus, in denen sich die Bruderschaft auf ihr historisches Erbe besinnt. Festakt, Großer Zapfenstreich und Feuerwerk kennzeichnen den Samstag des Jubiläums, beim Schützenfest am Sonntag wird Franz Laakmann König, am Montag findet mit 230 Mitgleidern erstmals seit langem wieder eine große Gildeversammlung statt, bei der auch dem Dechanten wie in alten Zeiten die Kruke Bier und die lange Pfeief überreicht werden. Die Festbälle sind außerdem sehr gut besucht. Die Bruderschaft zählt im Jubiläumsjahr 421 Mitglieder in ihren Reihen. 
Share by: